Auszug
„Läßt sich überhaupt voraussagen, wann die Spuren und Folgen dieses faschistischen Systems in Herz, Gehirn und Gemüt unserer Jugend getilgt sein werden?“ fragt der österreichische Politiker Franz Kittel nach dem Zusammenbruch des Dritten Reiches (Kittel 1946: 119). Dieses Problem bewegte sowohl die Bildungsexperten der alliierten Mächte als auch die der neu installierten österreichischen Regierung. Man war sich im Klaren, dass Kinder und Jugendliche einer besonderen Unterstützung bedurften, um sich in bisher unbekannten demokratischen Verhältnissen zurechtzufinden. Ab dem Jahr 1930 Geborene hatten mit dem Ständestaat und dem Dritten Reich in bewusster Wahrnehmung nur autoritäre Regime erlebt. Kinder waren der Meinung, deutsche Bürger und Bürgerinnen eines „Großdeutschen Reiches“ zu sein, wie Christine Nöstlinger, geboren 1936 und spätere Schriftstellerin, verdeutlicht:
„Die Sache mit den „Österreichern“ und den „Germanski“ verstand ich (…) nicht. „Germanski“ sagten die Russen zu den Deutschen. So viel war klar. Warum wir jedoch plötzlich keine Deutschen mehr waren, das begriff ich nicht. Wo ich doch in der Schule mindestens einmal am Tag gehört hatte, daß ich von der Vorsehung dazu auserwählt war, ein deutsches Mädchen zu sein.“ (Nöstlinger 1996: 93)
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Literatur
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Blaschitz, E. (2008). Zwischen re-orientation und „Kampf gegen Schmutz und Schund“. Ö sterreichische Kinder- und Jugendmedien in der Nachkriegszeit (1945–1960). In: Moser, H., Sesink, W., Meister, D.M., Hipfl, B., Hug, T. (eds) Jahrbuch Medienpädagogik 7. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-91105-2_10
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