Herausgegeben von Franco Rau1 , Thomas Must1 und Michael Otten1
1 Universität Vechta
Bitte reichen Sie Ihr Abstract bis 14. April 2023 unter https://www.medienpaed.com/about/submissions ein. Dort finden sie auch Hinweise zur formalen Gestaltung. Referent:innen der Fachtagung «Dekonstruktion digitaler Desinformation. Phänomene des Rechtsextremismus» im Februar 2023 an der Universität Vechta sind eingeladen, ihre Volltexte bis 31. Juli 2023 einzureichen.
Call for Papers als PDF
Aktuelle Desinformation im Sinne einer bewussten Kommunikation falscher Informationen kann in vielfältigen medialen Erscheinungsformen auftreten: manipulierte Bilder und Screenshots in Tweets, inszenierte Videos auf YouTube, pseudo-journalistische Artikel in alternativen Medien sowie geteilte Textnachrichten und Memes in Gruppenchats von Messenger-Diensten wie Telegram oder WhatsApp. So ist bekannt und gut dokumentiert, dass extremistische Gruppierungen und Organisationen die Möglichkeiten digital vernetzter Medien strategisch nutzen, um die eigenen Botschaften zu verbreiten (BMI 2020). Durch die niedrigschwelligen Möglichkeiten zur Teilhabe an digitalen Kommunikationsformaten erreichen entsprechende Gruppierungen mit unterschiedlichen Strategien vielfältige Adressat:innen (Baldauf et al. 2011). Die digitale Infrastruktur aktueller Kommunikationsformate – insbesondere Sozialer Medien – ist in diesem Zusammenhang nicht nur als neutrales Werkzeug extremistischer Gruppen zu verstehen. Vielmehr tragen digitale Kommunikationsformate dazu bei, dass Menschen mit einer ‹Flut› von Informationen konfrontiert werden und es deutlich komplexer wird, die Vielfalt an Informationen zu bewerten.
Für eine gesellschaftliche Teilhabe gehört das Erkennen von und der Umgang mit Desinformation zu den zentralen Herausforderungen auf individueller sowie auf struktureller Ebene. In Abgrenzung vom in öffentlichen Diskursen verbreiteten Begriff der «Fake News» erscheint der Begriff der Desinformation als Kernbegriff in der wissenschaftlichen Debatte sinnvoll (Zimmermann und Kohring 2018). Im Kontext aktueller Mediatisierungsprozesse – durch die der Alltag von (insbesondere jungen) Menschen von digitalen Kommunikationsformen geprägt ist – besteht ein besonderer Bedarf an einem interdisziplinärem und öffentlichem Diskurs. Eine systematische Auseinandersetzung mit Desinformationsstrategien in einer digital geprägten Welt mit Fokus auf Phänomenen des Rechtsextremismus erscheint ein ‹dynamischer› Extremismusbegriff hilfreich: Dieser geht vom Ideal einer pluralistischen und liberalen Demokratie aus. Als extremistisch gelten demnach Personen, Bewegungen oder Parteien, die den Vorrang des Individuums im demokratischen Pluralismus ablehnen, einer kollektiven Homogenitätsvorstellung das Wort reden und die Ungleichheit der Menschen behaupten (Salzborn und Quent 2019, 18). Dieser dynamische Begriff erweitert das zumeist enge staatszentrierte Verständnis (z. B. der Sicherheitsbehörden), welches sich auf eine Feindschaft zur freiheitlich-demokratischen Grundordnung fokussiert und hat den Vorteil, stärker sozialwissenschaftliche Paradigmen berücksichtigen zu können. Akteur:innen der Neuen Rechten können nach diesem Begriffsverständnis explizit dem Spektrum des Rechtsextremismus zugeordnet werden.
BeiträgeMit dem Themenheft laden wir anknüpfend an die gleichnamige Fachtagung an der Universität Vechta dazu ein, sich u. a. mit den folgenden Fragen zu beschäftigen:
- Welchen Einfluss hat die digitale Infrastruktur (z. B. «Soziale Medien») auf die Verbreitung von Desinformation aus dem rechtsextremen Spektrum?
- Mit welchen Strategien werden Desinformationen von Produzent:innen aus dem rechtsextremen Spektrum generiert, prozessiert und verbreitet?
- Mit welchen Herausforderungen sind Adressat:innen von Desinformation aus dem rechtsextremen Spektrum konfrontiert und welche Handlungsoptionen eröffnen sich?
- Wie kann der kritisch-reflektierte Umgang mit Desinformationsstrategien aus dem rechstextremen Spektrum in der (medien)pädagogischen Handlungspraxis angebahnt bzw. gefördert werden?
Zu diesem Call sind zum einen Autor:innen eingeladen, deren Beiträge auf Einreichungen zur Fachtagung «Dekonstruktion digitaler Desinformation. Phänomene des Rechtsextremismus» im Februar 2023 aufbauen. Die Referent:innen der Tagung sind eingeladen, ihre Volltexte bis zum 31. Juli 2023 einzureichen: https://www.medienpaed.com/about/submissions.
Zum anderen möchten wir auch weitere Interessierte einladen, die nicht an der Tagung teilgenommen haben, aber einen Beitrag einreichen möchten. Jene möchten wir bitten, zunächst ein Abstract im Umfang von ein bis zwei Seiten bis zum 31. März 2023 an https://www.medienpaed.com/about/submissions einzureichen.
Es können Langbeiträge (max. 40.000 Zeichen inkl. Leerzeichen, ohne Abstract und Literaturverzeichnis) und Kurzbeiträge (max. 20.000 Zeichen inkl. Leerzeichen, ohne Abstract und Literaturverzeichnis) eingereicht werden. Beachten Sie die Hinweise zur Manuskripteingabe. Bei den eingereichten Texten muss es sich um Originalbeiträge beziehungsweise Erstveröffentlichungen handeln. Ein Abstract von 150–200 Wörtern fasst die zentralen Aussagen und Ergebnisse kurz zusammen. Sowohl Titel als auch Abstract des Beitrags müssen in deutscher und englischer Sprache vorliegen.
Die Beiträge werden durch ein offenes Peer-Review unter den Einreichenden und Herausgeber:innen begutachtet. Sofern keine (grundlegenden) Überarbeitungen notwendig sind, können die Texte zeitnah nach Annahme veröffentlicht werden.
Herausgeber:innenBei eventuellen Rückfragen melden Sie sich gerne bei den Herausgeber:innen oder per Mail an:
- Franco Rau (franco.rau@uni-vechta.de)
- Thomas Must (thomas.must@uni-vechta.de)
- Michael Otten (michael.otten@uni-vechta.de)
Baldauf, Johannes, Anna Groß, Simone Rafael, und Joachim Wolf. 2011. Zwischen Propaganda und Mimikry. Neonazi- Strategien in sozialen Netzwerken. Berlin: Amadeu-Antonio-Stiftung. https://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:kobv:109-opus-228677.
BMI – Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat, Hrsg. 2021. «Verfassungsschutzbericht 2020». https://www.verfassungsschutz.de/SharedDocs/publikationen/DE/verfassungsschutzberichte/2021-06-verfassungsschutzbericht-2020.html.
Salzborn, Samuel, und Matthias Quent. 2019. «Warum wird rechtsextremer Terror immer wieder unterschätzt? Empirische und theoretische Defizite statischer Perspektiven». Wissen schafft Demokratie 6: 18-27. https://doi.org/10.19222/201906/02.
Zimmermann, Fabian, und Matthias Kohring. 2018. «‹Fake News› als aktuelle Desinformation. Systematische Be-stimmung eines heterogenen Begriffs». Medien & Kommunikationswissenschaft 66 (4): 526–41. https://doi.org/10.5771/1615-634X-2018-4-526.