Pop und Bildung

Themenheft der Zeitschrift MedienPädagogik Herausgegeben von Marcus S. Kleiner und Thomas Wilke Bitte reichen Sie Ihren Beitrag bis zum 15. Juni 2018 unter http://www.medienpaed.com/author/submit ein. Hinweise zur formalen Gestaltung finden Sie unter http://www.medienpaed.com/about/submissions#authorGuidelines. Call for Papers als PDF

Thema

Die Auseinandersetzung mit der Popkultur wird nach wie vor von zwei Zuschreibungen bestimmt: Pop als Markt und als Rebellion. Pop wird einerseits mit Konsum, Party, Profit, Unterhaltung, Mainstream assoziiert und als Marken- und Warenartikel deklariert. Andererseits wird Pop als authentisch, subkulturell, provokant, sozial- und sprachkritisch bezeichnet und ist in diesem Sinne ein Medium der Rebellion und des Widerstandes – letztlich gelebte Aufklärung und autonome Selbstkonstitution. Pop wird hier mit Konfrontation und Subversion gleichgesetzt. Über diese Unterscheidung hinaus verbindet Popkultur, sie zeigt, führt auf und legt dar, macht anschaulich und anhörbar, verbindet und stiftet (Differenz-)Gemeinschaften, setzt in Bewegung, lässt Kommunikationen und Interaktionen entstehen sowie Wissen, Ideen oder Ideologie zirkulieren, ist Bühne, Raum und Rahmen zur Auseinandersetzung mit Welt und Selbst, letztlich eine Selbstbildungsagentur, in der das Subjekt zum Projekt wird (vgl. Marcus S. Kleiner. 2017: «Populär und Pop». Handbuch Popkultur, herausgegeben von Thomas Hecken und Marcus S. Kleiner. 246-251. Stuttgart).

Die oben beschriebene Dichotomie ist ebenfalls in einem Bildungszusammenhang zu beobachten: Bildung als ein rationaler, konzentrierter, institutionalisierter und disziplinierter Rezeptions- und Lernprozess schliesst Popkultur eher aus. Bildung als erfahrungsbezogener, selbstbestimmter und informeller Prozess öffnet sich wiederum Popkultur. Bildungsprozesse werden so in institutionalisierte, wertrationale und in informelle, nebensächliche unterschieden. Dies führt zu einer tendenziell negativen Bewertung popkultureller Bildungsprozesse, die eben gerade nicht formalisiert und institutionalisiert stattfinden. Popkulturelle Bildungsprozesse stehen in ihrer Einordung und Bewertung nach wie vor in Opposition zu hochkulturellen Bildungsprozessen, deren Vermittlung nicht auf ökonomisch verwertbares Kapital setzt. Sie sind hingegen wesentlich narrativ und setzen auf spektakuläre Überzeugung und Überredung im Spannungsfeld der Wirklichkeit der Fiktion und der Fiktionalisierung der Wirklichkeit. Ihr Bildungsziel ist produktive kulturelle Un- und Umordnung und zeichnet sich durch eine ästhetische Offenheit aus. Sie werden allerdings zumeist mit abwertenden Zuschreibungen wie regressiv, standardisierend, unfrei, Halbbildung, Kulturindustrie etc. versehen. Ihr Bildungsversprechen besteht darin, ein Mehr an Leben und Erleben zu ermöglichen, Bildungserfahrungen machen zu können und Sinn(es)bildung zu initiieren.

Mögliche Beiträge

Die Beiträge in diesem Heft sollen sich, bezogen auf das zuvor beschriebene Spannungsfeld, thematisch einer der fünf folgenden Fragen widmen:

  • Welche historischen, theoretischen und forschungsmethodischen Zugänge zum Thema Pop und Bildung lassen sich bisher unterscheiden?
  • Wo und in welcher Art lassen sich popkulturelle Bildungsprozesse beobachten bzw. institutionalisieren sie sich?
  • Inwieweit lassen sich aktuell Bildungsziele von Popkultur formulieren bzw. schlagen sich bereits curricular nieder?
  • In welcher Art und Weise stehen Selbstreferentialität und Historisierung von Popkultur, als deren konstitutive Motoren, konkret in einem Zusammenhang mit Bildung und Bildungsprozessen?
  • Performativität und Individualität sind als erfahrungsbezogene und eigensinnige Aneignungsweisen von Popkultur zu verstehen. Wie verhält es sich hier mit dem Zusammenhang mit Bildung und Bildungsprozessen?

In der Auseinandersetzung mit der jeweilig fokussierten Frage soll von den Beiträgern die begriffliche Unterscheidung von Pop, Popkultur und Populärer Kultur, wie sie in Hecken und Kleiner (2017, siehe oben) grundgelegt wurde, dezidiert berücksichtigt werden. Die eingereichten Beiträge sollen möglichst eine Stellung zum Zusammenhang von Pop und Bildung, wie er in Hecken und Kleiner (2017) beschrieben ist, beziehen. Es können disziplinübergreifend Konzepte, Theorien wie auch empirische Arbeiten und Projekte vorgestellt werden, die darauf abzielen, Pop und Bildung als eine Form der kultivierten Selbst- und Weltgestaltung zu begreifen.

Zeitplan

Die Beiträge sind nach den Hinweisen zur Manuskripteingabe (http://www.medienpaed.com/about/submissions#authorGuidelines) bis 15. Juni 2018 in elektronischer Form einzureichen unter: http://www.medienpaed.com/author/submit

Die Beiträge sollten 40.000 Zeichen (inkl. Leerschläge, ohne Abstract und ohne Literaturverzeichnis) umfassen. Bei den eingereichten Artikeln (in Deutsch oder Englisch) soll es sich um Originalbeiträge beziehungsweise Erstveröffentlichungen handeln. Ein Abstract von 150–200 Wörtern fasst die zentralen Aussagen und Ergebnisse kurz zusammen. Sowohl Titel wie Abstract des Beitrags müssen in deutscher und englischer Sprache vorliegen und zusammen mit dem Artikel eingereicht werden.

Herausgeber
  • Prof. Dr. Marcus S. Kleiner (SRH Hochschule der populären Künste Berlin)
    m.kleiner(at)srh-hdpk.de,
  • Prof. Dr. Thomas Wilke (Pädagogische Hochschule Ludwigsburg)
    thomas.wilke(at)ph-ludwigsburg.de