Abstract
Im Web 2.0 werden Internetnutzer/innen sowohl zu Konsumenten/-innen als auch zu Produzenten/-innen von urheberrechtlich geschützten Medieninhalten. Das Online-Handeln dieser «Prosumer» (aus «producer» und «consumer») ist Mittelpunkt kontrovers geführter Debatten über das deutsche Urheberrecht: Während unter anderem Rechtswissenschaftler/innen eine Reformierung der Rechtsnormen zugunsten der von Nutzern/-innen erstellten Online-Inhalte («User Generated Content») begrüssen, fordern vor allem die Urheber/innen und die Rechte verwertende Industrie den stärkeren Schutz des geistigen Eigentums und der Verwertungsrechte im Internet. Die Internetnutzer/innen, deren deviante Online-Nutzung im Fokus der Diskurse steht, wurden bislang kaum an diesen beteiligt und die wissenschaftliche Forschung hat sich unzureichend mit ihnen befasst. In einer qualitativen empirischen Studie (Rakebrand 2014) wurde daher gefragt, welches Verständnis junge erwachsene Prosumer vom Urheberrecht im Web 2.0 haben − was sie darüber wissen, welche persönlichen Erfahrungen sie damit gemacht haben, wie sie es bewerten und welche Beweggründe ihr urheberrechtsbezogenes Internethandeln hat. Die Untersuchung offenbart: Junge Erwachsene sehen sich ausserstande, das deutsche Urheberrecht in all seinen Facetten zu begreifen, es zu bewerten und sich an den öffentlichen Debatten darüber zu beteiligen. Um das Urheberrecht besser verstehen und mitgestalten zu können, fehlt ihnen ein «Leitfaden» zur Orientierung. Dieser Artikel fasst die zentralen Untersuchungsergebnisse zusammen und gibt Impulse für eine medienpädagogische Handlungspraxis.