Abstract
Einleitend möchte ich eine Studentin zu Wort kommen lassen, deren Bemerkung exemplarisch ein Kernelement des medialen Lernens im Rahmen des Modellprojekts „Neue Medien in pädagogischen und psychosozialen Handlungsfeldem“ beleuchtet, auf das dieser Vortrag rekurriert. „Männer haben offensichtlich“, so findet die Studentin, „mehr Ahnung von Computern oder meinen zu haben oder es zum Klischee gehört, dass, wenn man ein Mann ist, man sich mit Computern auskennen muss“. Die männliche Überlegenheit in Bezug auf die IuK-Technik wird von der 23-Jährigen als soziales Konstrukt angesprochen, „es gehört zum Klischee“. Die IuK-Technik hat als männlich konnotiertes Artefakt in den Augen der Studentin das Auto abgelöst: „Früher hatte man das mit dem Auto, dass Frauen angeblich keine Ahnung von Automotoren haben und immer schrecklich hilflos sind, wenn sie einen Platten hatten, und heute haben wir es eben mit dem Computer“. Sie lacht. Lachen ist Ausdruck dafür, dass man etwas durchschaut hat. Ob Auto oder Computer, beides, so entdeckt sie für sich, dient dazu, das Verhältnis zwischen den Geschlechtern als ein hierarchisches zu etablieren. Sie dekonstruiert einen von ihr angenommenen gesellschaftlichen Konsens. Das Lernen junger Erwachsener mit und durch neue Medien erwies sich – so die aus der Evaluation des Modellprojekts gewonnene Hauptthese – als ein komplexer Konstruktions-, Dekonstruktions- und Rekonstruktionsprozess. Bevor ich diese These fortsetze, will ich das Modellprojekt vorstellen.