Mit Medienpädagogik in die Zukunft. Entwürfe, Begründungen und (inter-)disziplinäre Begegnungen. #mpaed2023

Herbsttagung der Sektion Medienpädagogik (DGfE) vom Mittwoch, 20. September bis Freitag, 22. September 2023, an der FernUniversität in Hagen

Claudia de Witt1 ORCID (Lehrgebiet Bildungstheorie und Medienpädagogik)

Sandra Hofhues1 ORCID (Lehrgebiet Mediendidaktik)

1 Fakultät für Kultur- und Sozialwissenschaften der FernUniversität in Hagen

Bitte reichen Sie Ihr Abstract bis 14. Mai 2023 unter https://www.conftool.com/mpaed2023 ein. Dort finden sie auch Hinweise zur formalen Gestaltung.
Call for Papers als PDF (Deutsch)
Call for Papers als PDF (Englisch)

Tagungswebsite: https://www.fernuni-hagen.de/mpaed2023/

Thema

In Zukunft erwartet uns ein Leben, das in all seinen Bereichen stärker als bisher von Digitalisierung, Technologisierung, Datafizierung, Hybridisierung und intensiveren Verschmelzungen von Menschen und Maschinen geprägt sein und uns gleichzeitig mit Krisen, Konflikten oder möglichen (Cyber-)Kriegen konfrontieren wird. Verunsicherungen und das damit einhergehende Bedürfnis nach Antworten entstehen, z. B. durch den Einsatz von Algorithmen und daraus resultierende Fragen nach «Reduktion» und «Kontrolle», durch das Aufkommen datenintensiver digitaler Plattformen und damit verbundene Steuerungserwartungen an Bildung durch grosse Datenmengen und Analysetools, durch neue epistemische Akteure wie ChatGPT und andere (Sprach-)Bots sowie durch Technologien, die für uns entscheiden, Empfehlungen geben, künftiges Handeln prognostizieren, aber auch Intransparenz evozieren.

Angesichts zu erwartender gravierender Veränderungen in allen Lebensbereichen stehen diese Themen allerdings nicht mehr nur im Fokus der Medienpädagogik, sondern sind zunehmend Diskussions- und Forschungsgegenstand weiterer Teildisziplinen der Erziehungs-/Bildungswissenschaft und darüber hinaus. Zugleich fordern wissenschaftliche wie bildungspolitische Initiativen die Medienpädagogik auf, sich zu positionieren. Damit rufen aktuelle gesellschaftliche Veränderungen infolge der veränderten Mensch-Technik-Beziehung nicht nur eine unklarer werdende Stellung der Subjekte in medialen Lebenswelten und neue Aktanden hervor, sondern sie erfordern vor allem eins: viele Entwürfe, neue und alte Begründungen und (inter-)disziplinäre Begegnungen mit und von Medienpädagogik als Disziplin und Profession.

Auch daher steht Medienpädagogik vor der Anforderung, (ihre) Zukunftsentwürfe zu explizieren, ebenso wie ihre disziplinären Begründungen offenzulegen und damit die eigene Befassung mit Digitalisierung und Digitalität zu ihrem Gegenstand zu machen. Dass dafür (inter-)disziplinäre Begegnungen und Reflexionen nötig sind, macht bereits der Blick auf die Entwicklungsgeschichte der Medienpädagogik deutlich. So liegt die Entstehung der wissenschaftlichen Medienpädagogik etwas mehr als 50 Jahre zurück. Die Gründung als DGfE-Sektion hat die Medienpädagogik vor 25 Jahren vollzogen. Und nicht zuletzt durch eine Reihe engagierter politischer Aktionen hat sich die Medienpädagogik als erziehungswissenschaftliche Disziplin auch gesellschaftlich etabliert: «KBOM! – Medienbildung als gesamtgesellschaftliches Handlungsfeld gestalten» oder das Dagstuhl- und Frankfurt-Dreieck als Resultat der interdisziplinären Tagung zu digitaler Bildung sind hier exemplarisch zu nennen.

Wir möchten daher ausdrücklich nach den Errungenschaften von Medienpädagogik als Disziplin und Profession fragen, nicht zuletzt, um ihren disziplinären Forschungs- und Erkenntnisvorsprung zum Verhältnis von Erziehungs-/Bildungswissenschaft und Medien/Technik herauszuheben, nach ihren (normativen) Zielsetzungen und Menschenbildern bzw. sozio-/ontologischen Vorannahmen, aber auch nach ihren Positionen, Aufgaben- und Handlungsfeldern bzw. Forschungsbereichen mit Blick auf die Zukunft.

Das Tagungsmotto «Mit Medienpädagogik in die Zukunft» nimmt diese Überlegungen kritisch-reflexiv auf: Indem wir etwa die Historizität aktueller Medienpädagogik bestimmen und befragen, haben wir im Sinne einer Bestandsaufnahme somit ein ausgeprägtes Interesse daran, auf der Herbsttagung die (historischen) Gewordenheiten gemeinsam nachzuzeichnen, Entwicklungslinien zu skizzieren, ebenso wie nach möglichen Leitideen und Positionsbestimmungen zu fragen, die die Medienpädagogik seit ihrer Gründung trägt und zukünftig voranbringen will. (Rück-)Blicke in die Themenhefte und Jahrbücher der Medienpädagogik erweisen sich dabei als hilfreich. Von Anbeginn werden beispielsweise Schlüsselbegriffe der Medienpädagogik (z. B. in Themenheft 20 der Zeitschrift MedienPädagogik) genauso diskutiert wie Methoden und Methodologien (z. B. in Jahrbuch 10). Mit der Medienpädagogik als Teildisziplin der Erziehungs-/Bildungswissenschaft setzt sich insbesondere Jahrbuch 6 auseinander. Es nimmt eine Standortsuche und -bestimmung vor und weist Forschungsfelder und -methoden ebenso aus wie Hinweise zu einer medienpädagogischen Aus-/Bildung. Zugleich werden darin inter- und transdisziplinäre Bezüge und Kontexte sichtbar. Die Vielfalt an Zugängen und Perspektiven demonstrierte die Medienpädagogik als «lebendige Disziplin» (Jahrbuch 6, Editorial), deren Stärke sich in ihrer Offenheit, Aufnahmefähigkeit, ihrer kritischen Reflexionskraft, ihrem Mitwirkungs- und Gestaltungswillen offenbart(e).

Einreichungen

Wir halten die mit den Themenheften und Jahrbüchern verbundenen Fragen für aktueller denn je und für die Medienpädagogik als relevant, wenngleich Antworten unter Bedingungen von Digitalisierung und Digitalität heute anders ausfallen, denn: «Medienpädagogik verändert zwangsläufig ihr ‹Gesicht›» (ebd.), sodass u. a. zu fragen ist:

  • Was macht zukünftig Medienpädagogik als (Teil-)Disziplin von Erziehungs-/Bildungswissenschaft aus? Wie geht sie mit ihrer Vielfalt an theoretischen Ansätzen, methodischen Zugängen und ihren Gegenständen um? Hat sie ein stabiles Selbstverständnis und wenn ja, kann und soll sie dieses behalten?
  • Welche Bezüge weist die Medienpädagogik zu den weiteren Teildisziplinen der Erziehungswissenschaft auf? Wie kann «erziehungs-/bildungswissenschaftliche Interdisziplinarität» gestaltet werden und gelingen?
  • Welche Medienverständnisse lagen und liegen der Medienpädagogik zugrunde und welche interdisziplinären Bezüge zieht sie zu ihrer erkenntnislogischen Begründung heute heran? Inwieweit wirken sich diese Bezüge auf eine mit Medienpädagogik zu gestaltende Zukunft aus?
  • Wie verhalten sich Digitaltechnologien und digitale Medientechnologien zueinander und welchen Einfluss hat dieses Verhältnis auf Gegenstandsbereiche der Medienpädagogik?
  • Welche Relevanz haben medienpädagogische Erkenntnisbestände, wenn sich technisch-mediale Phänomene (schnell(er)) verändern? Wie gut lassen sich als Disziplin diese Veränderungen erfassen, wie robust ist ihr ontologischer Zugriff?
  • Wie relevant ist eine spezifische, eben medienpädagogische Befassung mit diesen Phänomenen, wenn andere Disziplinen sich ebenfalls damit auseinandersetzen?
  • Welche Möglichkeiten zur Etablierung von Strategien, Taktiken und Praktiken bieten sich der Medienpädagogik an, damit Anforderungen der medienpädagogischen Praxis und Forschung nicht auseinanderfallen und weder bewahrpädagogischen Mustern noch überzogenen Freiheitsillusionen Rechnung getragen wird?

Diese Fragen knüpfen an einen lebendig geführten Diskurs an und dienen als Folie für eine spannende Tagung mit Impulsvorträgen, Sessions, Diskussionsrunden und einem Denken «out of the box».

Wir erhoffen uns dafür:

  • Beiträge zu Errungenschaften der Medienpädagogik seit ihrer Gründung einschliesslich solcher Beiträge, die Leitideen aktueller Medienpädagogik nicht zuletzt kritisch erkunden und hinterfragen, aber auch für eine zukünftige medienpädagogische Positionierung erschliessen;
  • Beiträge zu tradierten und jüngeren Handlungsfeldern von Medienpädagogik und -didaktik in informellen, non-formalen und formalen Kontexten ebenso wie zu bewährten und zukünftigen Forschungsperspektiven sowie Anwendungsszenarien;
  • Beiträge zu den der Medienpädagogik inhärenten Anforderungen an interdisziplinäres Forschen und Arbeiten, einschliesslich solcher Beiträge, die sich den zunehmenden Erwartungen an Interdisziplinarität sowie den Methoden medienpädagogischer Forschung widmen.
  • Beiträge zu der Frage, inwieweit es das «Allgemeine» der Medienpädagogik heute und in Zukunft gibt bzw. geben kann und was womöglich auch keine Medienpädagogik ist.

Neben Einreichungen zum aktuellen Thema der Herbsttagung besteht die Möglichkeit zur themenunabhängigen Präsentation z. B. von (Zwischen-)Ergebnissen aus laufenden Forschungsprojekten, die einem eigenen Panel im Programm versammelt sein können.

Die Beiträge der Herbsttagung werden den Kern des Jahrbuchs Medienpädagogik 21 formieren. Daher sind Autor:innen aufgerufen, ihre Beiträge bereits frühzeitig zu verschriftlichen, um den Veröffentlichungsprozess zu verkürzen.

Interessierte sind eingeladen, Abstracts im Umfang von 300 Wörtern (exkl. Literatur) für Einzelvorträge, Impulsvorträge, Sessions, Diskussionsrunden usw. bis zum 14. Mai 2023 über https://www.conftool.com/mpaed2023 einzureichen.

Zeitplanung
  • bis 14.05.2023 Einreichung der Abstracts (max. 300 Wörter, exkl. der Literaturangaben) über das ConfTool der Sektion Medienpädagogik
  • bis 12.06.2023 Rückmeldungen auf die eingereichten Abstracts durch das Tagungskomitee
  • bis 26.06.2023 (Phase der) Überarbeitung der Abstracts (keine Verlängerung möglich!)
  • bis 14.07.2023 Tagungsprogramm online
Beiträge zum Doktorand:innenforum

Im Rahmen der Tagung organisiert das Junge Netzwerk Medienpädagogik ein Doktorand:innenforum für Wissenschaftler:innen in der Promotionsphase. Hierzu können auch von Tagungsthema unabhängige Beiträge als Vorträge oder Poster eingereicht werden. Im Doktorand:innenforum werden den Beitragenden etablierte Wissenschaftler:innen aus der Fachgemeinschaft als Critical Friends zur Seite gestellt, die ihnen im Anschluss an ihren Beitrag ein kritisch-konstruktives Feedback zu ihrem Projekt und Hinweise für die weitere Arbeit geben.

Interessierte sind eingeladen, Abstracts im Umfang von 500 Wörtern (exkl. Literatur) bis zum 14. Mai 2023 einzureichen. Für das Doktorand:innenforum bitten wir zusätzlich um eine Kurz-Vita (ca. 500 Zeichen) sowie die Angabe der Namen der aktuellen Betreuenden und evtl. Wünsche für eine:n Critical Friend. Die Einreichung erfolgt ebenfalls über https://www.conftool.com/mpaed2023.

Weitere Informationen (einschliesslich Tagungsgebühren, Kontaktmöglichkeiten, Hotels etc.) finden sich auf der Tagungswebseite: https://www.fernuni-hagen.de/mpaed2023/.

Wir freuen uns auf Ihre Einreichungen!