Editorial: Digitalisierung als Katalysator für Diversität an Hochschulen et vice versa
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Schlagworte

Digitalisierung
Diversität
Hochschulbildung
Hochschulforschung
Wissenschaftlicher Nachwuchs
JFMH

Zitationsvorschlag

Reich-Stiebert, Natalia, Jennifer Raimann, Carsten Thorbrügge, und Len Ole Schäfer. 2022. „Editorial: Digitalisierung Als Katalysator für Diversität an Hochschulen Et Vice Versa: Beiträge Aus Forschung Und Lehre“. MedienPädagogik: Zeitschrift für Theorie und Praxis der Medienbildung 48 (Digitalisierung als Katalysator):i-x. https://doi.org/10.21240/mpaed/48/2022.06.01.X.

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Copyright (c) 2022 Natalia Reich-Stiebert, Jennifer Raimann, Carsten Thorbrügge, Len Ole Schäfer

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https://doi.org/10.21240/mpaed/48/2022.06.01.X

Das JFMH 2021

Seit 2012 findet das Junge Forum für Medien und Hochschulentwicklung (JFMH) jährlich statt, musste jedoch 2020 coronabedingt pausieren und wurde 2021 erstmals online durchgeführt. Geleitet wurde die Tagung von einer interdisziplinären Gruppe aus Doktorand:innen und Postdoktorand:innen des Forschungsschwerpunkts «Digitalisierung, Diversität und Lebenslanges Lernen. Konsequenzen für die Hochschulbildung» (D²L²) der FernUniversität in Hagen.

Auch im virtuellen Format standen die Merkmale wie gemeinsames Denken, Vernetzung, konstruktiv-kollegialer Austausch und disziplinäre Vielfalt, die diese Nach­­wuchsveranstaltung grundlegend auszeichnen, im Vordergrund. Um dies virtuell zu ermöglichen, dienten verschiedene Tools wie Zoom, Gather.Town und Etherpad dazu, zu diskutieren und die Teilnehmenden in frühen Phasen des wissenschaftlichen Arbeitens zu unterstützen. Während der Tagung hatten die Nachwuchswissenschaftler:innen die Möglichkeit und insbesondere die Freiheit, ihre Forschungsideen, Theorien, Konzepte und Ergebnisse in einem geschützten Rahmen zu diskutieren, um Impulse für die weitere Forschung, Lehre und Praxis zu gewinnen. Dabei wurden sie von erfahrenen Wissenschaftler:innen, sogenannten Session Chairs, in ihren jeweiligen Sessions begleitet. Über die Tagung hinaus wurden die Beiträge in diesem Tagungsband im Rahmen eines innovativen Ansatzes, dem sogenannten Shepherding-Prozess (vgl. Bolten-Bühler und Thielsch im vorliegenden Themenheft), bis zur Fertigstellung von einer erfahrenen Mentorin oder einem erfahrenen Mentor begleitet.

Zur Förderung des Netzwerkcharakters und für den Austausch auf wissenschaftlicher Augenhöhe wurde ein Etherpad genutzt, um während der Tagung eine schriftliche Ideensammlung bereitzustellen und die kontinuierliche Diskussion aufrechtzuerhalten. Kritische Thesen wurden im Format einer «Warp Conference» von den Teilnehmenden diskutiert, um Potenziale sowie Probleme der Digitalisierung im Zusammenhang mit Diversität gemeinsam zu erkennen. Zur Unterstützung des sozialen Miteinanders konnten sich die Teilnehmenden zu Beginn, aber auch während der Pausen des JFMH 2021 gegenseitig kennenlernen und in einen persönlichen Austausch kommen. Bei einem gemütlichen «Smart Together» konnten die Teilnehmenden den ersten Abend gemeinsam ausklingen lassen. Ein abschliessendes Reflexionscafé diente dazu, auf die Inhalte der beiden Veranstaltungstage zurückzublicken und die Eindrücke zu resümieren.

Gerahmt wurde die Tagung weiterhin durch interdisziplinäre Keynotes und Workshops. Niels Pinkwart stellte vor, wie Digitalisierung in der Hochschulbildung unter besonderer Berücksichtigung von Diversität eingesetzt werden kann und welche Rolle Verfahren der Künstlichen Intelligenz hierbei spielen können. Nicole Auferkorte-Michaelis und Frank Linde präsentierten ihr Konzept der potenziell relevanten Diversität und stellten die zentralen Handlungsfelder des Diversity-Managements vor. Birte Heidkamp-Kergel stellte in ihrer Nachwuchs-Keynote ein Kompetenzmodell für den diversitätssensiblen Einsatz digitaler Medien in Bildungskontexten vor. Der erste Workshop mit dem Titel «Beat the impostor – Das Impostor Syndrom bei (Nachwuchs-)Wissenschaftler:innen» wurde von Hannah Schürenberg-Frosch geleitet. Durch eine Annäherung an das Thema wurde für Selbstzweifel beim wissenschaftlichen Nachwuchs sensibilisiert und es wurden Möglichkeiten des Umgangs mit Selbstzweifeln aufgezeigt. In einem zweiten Workshop, der von Sandra Schwark durchgeführt wurde, ging es um die Frage «Wie vielfältig sind wir?» und darum, wie die Teilnehmenden Diversität in der Wissenschaft erkennen, Privilegien hinterfragen und Ungleichbehandlungen vermeiden können. «Publizieren in der Fachcommunity» war das Thema des dritten Workshops, der von Anne Cornelia Kenneweg und Angelika Thielsch ausgerichtet wurde. In diesem Workshop wurde der Prozess der Veröffentlichung am praktischen Beispiel der Zeitschrift «die hochschullehre» erklärt. Etwa ein halbes Jahr nach der Tagung wurden alle Teilnehmenden, das Organisationsteam des zukünftigen JFMH 2022 sowie alle Interessierten zu einem Zusatzvortrag zum Shepherding-Prozess im Rahmen des Jungen Forums eingeladen. Ricarda Bolten-Bühler und Angelika Thielsch stellten das Shepherding als eine offene und dialogische Fertigstellung der Tagungsbeiträge zwischen Mentees und erfahrenen Mentor:innen vor. Im Rahmen des vorliegenden Themenhefts werden in einem abschliessenden Beitrag die Grundgedanken des Shepherding skizziert.

Unterstützt wurde die Tagung durch die Deutsche Gesellschaft für Hochschuldidaktik (dghd), durch die Gesellschaft für Informatik (GI, Fachgruppe E-Learning), durch die Gesellschaft für Medien in der Wissenschaft (GMW) und durch die Sektion Medienpädagogik der Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaft (DGfE). Des Weiteren wurde die Tagung durch den Forschungsschwerpunkt D²L² unterstützt. In einem Kommentar zu Beginn des Tagungsbandes betonen der wissenschaftliche Direktor Friedrich Hesse und die administrative Leiterin Stephanie Steimann das nutzbringende Zusammenwirken des ausrichtenden Forschungsschwerpunkts und des Jungen Forums 2021.

Das vorliegende Themenheft

In diesem Themenheft, das im Rahmen des JFMH 2021 erstellt wurde, widmen wir uns Fragestellungen, die sich aus dem Blickwinkel der Diversität mit dringenden Herausforderungen der Hochschule auseinandersetzen. Die FernUniversität eignet sich hierfür in besonderem Masse als Institution und Prototyp des lebenslangen Lernens, da sie sich bereits seit über 40 Jahren durch eine ausgesprochen hohe Diversität der Studierendenschaft und ein erfolgreiches Blended-Learning-Konzept auszeichnet, das sich über Jahrzehnte hinweg mit den technologischen Veränderungen weiterentwickelt hat.

Der gesellschaftliche Wandel – geprägt durch Digitalisierung, demografische Veränderungen, steigende berufliche Anforderungen und die wachsende Bedeutung des lebenslangen Lernens – stellt die Hochschulen in einem globalen Wettbewerb um die besten Köpfe auf den Prüfstand und vor neuartige Herausforderungen. Ein zunehmender Bedarf an technologischen Neuerungen bietet Potenziale zur Lösung grundlegender gesellschaftlicher Probleme. Diversität adressiert als Schlüsselkonzept die damit einhergehende wachsende Vielfalt im Hochschulbereich. Auf dieser Grundlage vereint dieser Tagungsband wertvolle und vielfältige Beiträge unter dem Tagungsmotto: «Digitalisierung als Katalysator für Diversität an Hochschulen et vice versa». Erklärtes Ziel ist die Betrachtung der bildungsrelevanten Diversität auf drei Ebenen (individuell, interpersonal und institutionell).

Diese Herangehensweise ermöglicht grenzüberscheitende Diskurse und schafft Freiräume, um neue Potenziale von und mit Bildungstechnologien sowie ihrer kritischen Reflexion freizusetzen. Unter anderem standen die folgenden Fragestellungen während der Tagung im Fokus und werden auch im Rahmen des vorliegenden Tagungsbandes näher erläutert:

  • Wie lässt sich Diversität in der Hochschule charakterisieren und welche Folgen ergeben sich für die digitale Forschung und Lehre?
  • Wie kann das Verhältnis von Diversität und Digitalisierung in der Hochschulwelt neu gedacht werden?
  • Welche Facetten von Diversität sind in Bezug auf unterschiedliche bildungsrelevante Variablen zu beachten?
  • Wie lassen sich personalisierte Lernprozesse (technisch) gestalten, die den diversitätsstiftenden Merkmalen der Studierenden adaptiv begegnen?
  • Welcher Beitrag kann zum Funktionieren heterogener Lerngruppen in digitalen Lernkontexten geleistet werden?
  • Wie kann auf die Bildungsbedürfnisse der Institutionen und Studierenden eingegangen werden?

Dieser Tagungsband hat den Anspruch, die wachsenden Potenziale, die mit der Digitalisierung der Bildung und der zugehörigen Betrachtung der Diversität einhergehen, zu analysieren. Im Zuge der Digitalisierung der Bildung, des lebenslangen Lernens und der wachsenden Diversität der Bildungstechnologie, der angenommenen und befürchteten Entwicklungen künstlicher Intelligenz über kognitiv-emotionale Systeme von Individuen, ist es aktuell dringend notwendig, die Wechselverhältnisse zwischen Digitalisierung und Diversität zu betrachten. Die gesellschaftlichen Funktionssysteme werden vor enorme Herausforderungen gestellt und einem Druck zur Veränderung ausgesetzt. Wir befinden uns inmitten eines tiefgreifenden Wandels, der alle Funktionssysteme der Gesellschaft gleichermassen betrifft. Ein Ort der Zusammenkunft, für den sich dieser Wandel in besonderem Masse hin zur Digitalisierung und Diversität abzeichnet, ist der Bildungskontext, der sich dem Anspruch und Ausspruch von Diversitätswerten verschrieben hat und für den Wandel von der Funktionslogik hin zur Distinktionslogik der gesellschaftlichen Felder steht. Bildungstechnologien können diesen Raum optimieren und sinnbildend wirken. Die praktische Nutzung und Verwertung von technologischem Wissen kann ein Garant für die Qualitätssicherung des Lernens und Lehrens sein. Der Tagungsband adressiert insbesondere die Frage nach den Potenzialen, die durch den Einsatz von Bildungstechnologien zur Verbesserung der Bildungsbedingungen eingesetzt werden können. Des Weiteren wird ein Raum zur kritischen Auseinandersetzung von Diversität im Kontext der Digitalisierung eröffnet.

Beiträge in diesem Themenheft

Die Rolle der Diversität an Hochschulen diskutieren Nicole Auferkorte-Michaelis und Frank Linde in ihrem Beitrag «Diversität an Hochschulen: Einblick, Umsicht und Aussicht». Es werden unterschiedliche Formen der Diversität beschrieben und verschiedene Handlungsfelder zentraler Diversity-Aktivitäten identifiziert. Anhand von Beispielen und Modellen zeigen sie auf, wie der Diversität in Institutionen angemessen begegnet werden kann. Unter anderem wird das «HEAD-Wheel» eingeführt, das als Referenzrahmen für ein ganzheitliches Diversity-Management an Hochschulen konzipiert wurde und demografische, kognitive, fachliche, funktionale und institutionelle Diversität adressiert. Abschliessend werden Möglichkeiten der Digitalisierung im Zusammenhang mit Diversität an Hochschulen aufgezeigt und die Unabdingbarkeit von Supportstrukturen in diesem Zusammenhang betont.

Birte Heidkamp-Kergel und David Kergel beleuchten in ihrem Beitrag «Diversitätssensible Didaktik mit digitalen Medien – Theoretische Fundierung eines Kompetenzmodells für eine diversitätssensible und digital gestützte Lehre» die Digitalisierung der Lehre, Diversitäts- und Habitussensibilität und stellen ein Kompetenzmodell vor, das diese komplexen Anforderungen berücksichtigt. Sie spannen einen weiten Bogen und betrachten Freiheits- und Ausschlussdynamiken des Digitalen. Anschliessend entwerfen sie ein Kompetenzmodell, das für machtkritische und diversitätssensible Hochschullehre bestimmt ist und das Denken in Kategorien zu überwinden sucht. Es setzt sich aus den Dimensionen Selbstkompetenz, Sozialkompetenz sowie Fachkompetenz zusammen und entfaltet sich in der Methodenkompetenz. Es werden hochschuldidaktische Impulse und infrastrukturelle Kriterien für eine diversitätssensible und digitale Lehre vorgeschlagen. Der Beitrag wird mit einem visionären Ausblick auf Machtdimensionen und Interventionschancen im Kontext der diversitätssensiblen Hochschullehre abgerundet.

Der Beitrag «Naturalisierung und Verengung von Heterogenität, Diversität und Inklusion im Spezialdiskurs um die Digitalisierung der Hochschullehre – Erste Ergebnisse einer rekonstruktiven Analyse» von Ann-Kathrin Stoltenhoff thematisiert, wie aktuelle Debatten kulturell geprägte Differenzkategorien als «von Natur aus gegeben» charakterisieren und Digitalisierung als eine Massnahme erachten, dieser per se gegebenen Heterogenität gerecht zu werden. Die Autorin unternimmt eine qualitative diskursanalytische Untersuchung von Fachtexten, die sich mit den Schlagwörtern ‹Diversität› und ‹Digitalisierung› befassen und stellt fest, dass sich der Einsatz digitaler Medientechnologien zunehmend auf heterogene Studierendengruppen verengt und Medien damit zu Ungleichheitsmanagement-Tools werden. In ihrem Beitrag möchte sie für diese Transformationsprozesse sensibilisieren und spricht sich für eine selbstkritische Auseinandersetzung mit dieser Thematik aus.

In seinem Artikel «Präsenzgefühl und Selbstwirksamkeitserwartung im VR-Klassenzimmer» untersucht Axel Wiepke, inwiefern sich die wahrgenommene Eigenpräsenz in einer mediierten Welt auf die Selbstwirksamkeitserfahrung von Lehramtsstudierenden auswirkt. Dafür nahmen N = 46 Studierende an einer Studie in einer Virtual-Reality-Trainingsumgebung teil, in der sie ein Unterrichtsgespräch mit virtuellen Lernenden führen sollten. Erklärungsansätze, weshalb ein positiver Effekt von Präsenz auf die Selbstwirksamkeit ausblieb, werden diskutiert.

Franziska Greiner und Stephanie Wolf zeigen in ihrem Beitrag «Digital Casebooks – Konzeption fallzentrierter Selbstlernangebote zur individualisierten Verknüpfung von Theorie und Praxis», basierend auf dem didaktischen Setting der Kasuistik, die Möglichkeit der Verknüpfung von Theorie und Praxis im Lehramtsstudium durch den Einsatz von digitalen Fallbeispielen auf. Durch einen gezielten Einsatz digitaler Technologien und Medien soll somit das Potenzial einer ökonomischen und kompetenzorientierten Gestaltung der Lernangebote ausgeschöpft sowie eine stärkere Verzahnung von Bildungswissenschaften und Fachdidaktiken ermöglicht werden.

Anja Rogas und Marko Ott stellen in ihrem Beitrag «Denken mit Bildern – Das Potenzial digitaler Graphic Novels im Rahmen diversitätssensibler Hochschullehre» die narrative Darstellung von Sachverhalten in Form eines Comics als ein innovatives Medium zur Vermittlung buchhalterischer Fähigkeiten und Fertigkeiten vor. Mithilfe von E-Tutorials, die auf Graphic Novels basieren, soll auf die vielfältigen Lernvoraussetzungen der Studierenden, wie unterschiedliche Wissens- und Wertestrukturen, sowie unterschiedliche Lernzugänge und Motivationen angemessen reagiert werden. Evaluiert wird dieser innovative Medienansatz durch eine begleitende Studie, die den unmittelbaren und mittelbaren Lernerfolg analysiert.

In seinem Beitrag «Digitale Kompetenzen umfassend und integrativ erwerben – Vorstellung des Seminars Lehren und Lernen in der digitalen Welt» stellt Konrad Dornebusch ein Seminarkonzept für Lehramtsstudierende vor. Ziel des Seminars ist es, mithilfe eines Blended-Learning-Ansatzes, angehenden Lehrer:innen neben digitalen Kompetenzen auch Grundlagen der Inklusion näherzubringen, indem der Einsatz digitaler Medien didaktisch begründet und zielführend in den Unterricht integriert wird. Ergänzt wird das Konzept durch den Austausch zwischen Lehramtsstudierenden unterschiedlicher Fachrichtungen. Neben den Aspekten des Lernens «mit» und des Lernens «über» digitale Medien werden Möglichkeiten zur Integration inklusiver Bildungselemente in bestehende Seminarstrukturen diskutiert.

Die Frage «Was verstehen Studierende unter Erklärvideos? – Ergebnisse einer schriftlichen Befragung von Lehramtsstudierenden» ergründet Heike Wehage in ihrem gleichnamigen Beitrag mithilfe einer schriftlichen Befragung von Lehramtsstudierenden und widmet sich dabei vorrangig der Definition und Konzeptualisierung von Erklärvideos. Sie resümiert, dass Studierende diverse Erwartungen an Erklärvideos haben und diese daher im universitären Kontext unterschiedlichen Anforderungen gerecht werden müssen. So sollen Erklärvideos audiovisuelle, inhalts- und zeitbezogene Erwartungen an die Vermittlung erfüllen sowie strukturierende und interaktive Angebote beinhalten, um eine breite Akzeptanz zu erreichen.

Florian Cristóbal Klenk und Franco Rau führen in ihrem Beitrag «Differenzreflexive Lehre mit und über Medien – Exemplarische Konzepte und Praxisberichte zum Einsatz von digitalen Spielen und Erklärvideos in der universitären Lehrkräftebildung» in das Thema der digitalen Mediennutzung zur Stärkung der Diversitäts- und Medienkompetenz ein. Hierbei werden die Themen Diversität und Digitalisierung in der Gestaltung von konkreten Lernsituationen miteinander verknüpft. Anhand von zwei praxiserprobten Konzepten wird aufgezeigt, wie ein professionelles Bewusstsein für die situative, institutionelle und strukturelle Involviertheit aufgebaut werden und so für eine inklusive Medienbildung sensibilisiert werden kann.

Wie softwaregestütztes kollaboratives Schreiben in diversen Studierendengruppen gelingen kann, stellt Marc Burchart in seinem Beitrag «Auf dem Weg zur skalierbaren Unterstützung des kollaborativen Schreibens in hochdiversen Fernlerngruppen» vor. Kollaboratives Schreiben ist eine wichtige Kompetenz, die sowohl von der Teamleistung als auch von der Editorqualität abhängt. Eingebettet in die Standardprogramme Moodle (Lernmanagementsystem) und Etherpad Lite (teilbarer Editor) wurde ein Lernunterstützungssystem entwickelt, das eine hohe Performanz und bessere Auswertungsmöglichkeiten für Lernfeedbacks ermöglicht. Die Softwarequalität wurde dabei durch umfangreiche Tests gesichert.

Regina Kasakowskij stellt in ihrem Beitrag «Auswahl und Generierung von passenden Feedbacks auf Basis eines Feedback-Rating-System-Frameworks» ein adaptives soziotechnisches Feedbacksystem vor, das sowohl die Generierung von wirksamem Feedback ermöglichen als auch die Wirkung des Feedbacks für die individuellen Studierenden erhöhen soll. Dabei geht sie sowohl auf die Konstruktionsweise als auch die Erhöhung der Wirkungsweise für Lernende mit unterschiedlichen Diversitätsmerkmalen ein. Zum Einsatz kommen hierfür eine Feedback-Rating-Funktion, die Erstellung einer Feedbackdatenbasis sowie ein Recommender-System.

In ihrem Beitrag «Heterogenitätsbewusste digitale Gestaltung eines Einführungsmoduls in der Informatik» illustrieren Elisaweta Ossovski, Michael Brinkmeier, Ann-Katrin Becker, Laura Hembrock, Daniel Kalbreyer und Sven Klecker eine methodisch-didaktische Modulgestaltung unter Berücksichtigung von diversitätssensiblen Aspekten. Dabei wird das Zusammenwirken einer Studierendenschaft mit unterschiedlichen Vorkenntnissen, einer modernen Unterrichtsmethodik sowie einer digitalen Lernumgebung aufgezeigt. Die angewandten technischen Möglichkeiten wie Chats oder Tonfolien und Lehr-Lern-Methoden wie Flipped Classroom oder Projektarbeit führten zu einer Verbesserung der Lehr-Lern-Situation sowie der Berücksichtigung von Diversität, wie die Analyse einer entsprechenden Befragung von Studierenden sowie von Tutor:innen gezeigt hat.

Ein abschliessender Beitrag von Ricarda Bolten-Bühler und Angelika Thielsch «Kein ‹normales› Review. Shepherding-Verfahren als Baustein akademischer Sozialisation» beleuchtet den Shepherding-Prozess als ein innovatives qualitätssicherndes Element des JFMH. Anstelle einer anonymen und unidirektionalen Rückmeldung im Rahmen eines klassischen Reviews findet im Shepherding, das mit dem Mentoring verwandt ist, eine offene und dialogische Finalisierung der Tagungsbeiträge zwischen Mentees und erfahrenen Mentor:innen statt. In einer qualitativen Interviewstudie mit Mentor:innen evaluieren die Autorinnen das im JFMH seit zehn Jahren praktizierte Shepherding und diskutieren die Gelingensbedingungen, den Wert für den wissenschaftlichen ‹Nachwuchs› sowie Optimierungspotenziale. Leitfragen für die Gestaltung eines gelungenen Shepherdings sollen als Handreichung für zukünftige JFMH dienen.

Danksagung

Abschliessend möchten wir uns bei allen bedanken, die am JFMH 2021 und bei der Erstellung dieses Themenhefts mitgewirkt haben:

Zunächst danken wir allen Teilnehmenden für die aktive Beteiligung, die produktiven Diskussionen und das wertschätzende Miteinander bei der Tagung. Ein grosser Dank gilt allen Referent:innen, die mit ihren Beiträgen das JFMH mit wissenschaftlich und gesellschaftlich hoch relevanten Inhalten gefüllt haben.

Den Reviewer:innen danken wir für ihren Einsatz bei der Vorbereitung der Tagungsbeiträge im Rahmen des Peer-Review-Prozesses. Den Mentor:innen gebührt grosser Dank für die intensive Begleitung der Beiträge in diesem Tagungsband im Rahmen des Shepherding-Prozesses. Herzlichen Dank Franziska Bellinger, Valentin Dander, Andreas Dertinger, Dorothea Ellinger, Christian Filk, Christina Gloerfeld, Caroline Götz, Sandra Hofhues, Enkelajda Kasneci, Simone Opel, Franco Rau, Lilli Riettiens, Sven Strickroth, Michael Striewe, Angelika Thielsch, Jan Vanvinkenroye, Jan-Bennet Voltmer und Stefka Weber.

Ein besonderer Dank geht auch an unsere Keynote-Speaker:innen Nicole Auferkorte-Michaelis, Birte Heidkamp-Kergel, Frank Linde und Niels Pinkwart für ihre spannenden Vorträge und Impulse. Für ihre informativen und zur Selbstreflexion anregenden Workshops danken wir den Ausrichterinnen Anne Cornelia Kenneweg, Hannah Schürenberg-Frosch, Sandra Schwark und Angelika Thielsch.

Grosser Dank gilt auch der FernUniversität in Hagen mit all ihren unterstützenden Angeboten und Services (z. B. Drittmittel-Service, Lektorats-Service, E-Learning Friends, Stabsstelle Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit, Stabsstelle Marketing und Veranstaltungsmanagement) sowie dem Forschungsschwerpunkt D²L², der uns bei der Ausrichtung der Tagung begleitet hat. Zusätzlich gilt ein besonderer Dank unserer ehemaligen Kollegin Christina Gloerfeld für ihre initiale Beteiligung bei der Planung des JFMH 2021.

Ein grosser Dank geht natürlich auch an die Vertreter:innen der begleitenden Fachgesellschaften (dghd, GMW, E-Learning-AG der GI, Sektion Medienpädagogik der DGfE). Wir danken Euch für die Beratung und den Zuspruch bei der Vorbereitung und Durchführung des JFMH sowie für die finanzielle Unterstützung. Schliesslich gilt ein herzlicher Dank Klaus Rummler, dem Herausgeber der Zeitschrift MedienPädagogik, der uns bei der Erstellung dieses Heftes stets beratend und unterstützend begleitet hat.

Wir wünschen eine erkenntnisreiche und informative Lektüre!

Ihre Herausgeber:innen

Natalia Reich-Stiebert, Jennifer Raimann, Carsten Thorbrügge und Len Ole Schäfer

Literatur

Auferkorte-Michaelis, Nicole, und Frank Linde. 2022. «Diversität an Hochschulen: Einblick, Umsicht und Aussicht». Herausgegeben von Natalia Reich-Stiebert, Jennifer Raimann, Carsten Thorbrügge, und Len Ole Schäfer. MedienPädagogik: Zeitschrift für Theorie und Praxis der Medienbildung 48 (Digitalisierung als Katalysator): 1–12. https://doi.org/10.21240/mpaed/48/2022.06.03.X.

Bolten-Bühler, Ricarda, und Angelika Thielsch. 2022. «Kein ‹normales› Review: Shepherding-Verfahren als Baustein akademischer Sozialisation». Herausgegeben von Natalia Reich-Stiebert, Jennifer Raimann, Carsten Thorbrügge, und Len Ole Schäfer. MedienPädagogik: Zeitschrift für Theorie und Praxis der Medienbildung 48 (Digitalisierung als Katalysator): 191–212. https://doi.org/10.21240/mpaed/48/2022.06.15.X.

Burchart, Marc. 2022. «Auf dem Weg zur skalierbaren Unterstützung des kollaborativen Schreibens in hochdiversen Fernlerngruppen». Herausgegeben von Natalia Reich-Stiebert, Jennifer Raimann, Carsten Thorbrügge, und Len Ole Schäfer. MedienPädagogik: Zeitschrift für Theorie und Praxis der Medienbildung 48 (Digitalisierung als Katalysator): 135–54. https://doi.org/10.21240/mpaed/48/2022.06.12.X.

Dornebusch, Konrad. 2022. «Digitale Kompetenzen umfassend und integrativ erwerben: Vorstellung des Seminars ‹Lehren und Lernen in der digitalen Welt›». Herausgegeben von Natalia Reich-Stiebert, Jennifer Raimann, Carsten Thorbrügge, und Len Ole Schäfer. MedienPädagogik: Zeitschrift für Theorie und Praxis der Medienbildung 48 (Digitalisierung als Katalysator): 85–93. https://doi.org/10.21240/mpaed/48/2022.06.09.X.

Greiner, Franziska, und Stephanie Wolf. 2022. «Digital Casebooks: Konzeption fallzentrierter Selbstlernangebote zur individualisierten Verknüpfung von Theorie und Praxis». Herausgegeben von Natalia Reich-Stiebert, Jennifer Raimann, Carsten Thorbrügge, und Len Ole Schäfer. MedienPädagogik: Zeitschrift für Theorie und Praxis der Medienbildung 48 (Digitalisierung als Katalysator): 52–64. https://doi.org/10.21240/mpaed/48/2022.06.07.X.

Heidkamp-Kergel, Birte, und David Kergel. 2022. «Diversitätssensible Didaktik mit digitalen Medien: Theoretische Fundierung eines Kompetenzmodells für eine diversitätssensible und digital gestützte Lehre». Herausgegeben von Natalia Reich-Stiebert, Jennifer Raimann, Carsten Thorbrügge, und Len Ole Schäfer. MedienPädagogik: Zeitschrift für Theorie und Praxis der Medienbildung 48 (Digitalisierung als Katalysator): 13–29. https://doi.org/10.21240/mpaed/48/2022.06.04.X.

Hesse, Friedrich, und Stephanie Steimann. 2022. «Kommentar des Forschungsschwerpunkts D2L2 der FernUniversität in Hagen: ‹Warum die JFMH-Tagung so gut zu uns gepasst hat›». Herausgegeben von Natalia Reich-Stiebert, Jennifer Raimann, Carsten Thorbrügge, und Len Ole Schäfer. MedienPädagogik: Zeitschrift für Theorie und Praxis der Medienbildung 48 (Digitalisierung als Katalysator): xi–xiii. https://doi.org/10.21240/mpaed/48/2022.06.02.X.

Kasakowskij, Regina. 2022. «Auswahl und Generierung von passenden Feedbacks auf Basis eines Feedback-Rating-System-Frameworks». Herausgegeben von Natalia Reich-Stiebert, Jennifer Raimann, Carsten Thorbrügge, und Len Ole Schäfer. MedienPädagogik: Zeitschrift für Theorie und Praxis der Medienbildung 48 (Digitalisierung als Katalysator): 155–69. https://doi.org/10.21240/mpaed/48/2022.06.13.X.

Klenk, Florian Cristóbal, und Franco Rau. 2022. «Differenzreflexive Lehre mit und über Medien: Exemplarische Konzepte und Praxisberichte zum Einsatz von digitalen Spielen und Erklärvideos in der universitären Lehrkräftebildung». Herausgegeben von Natalia Reich-Stiebert, Jennifer Raimann, Carsten Thorbrügge, und Len Ole Schäfer. MedienPädagogik: Zeitschrift für Theorie und Praxis der Medienbildung 48 (Digitalisierung als Katalysator): 108–34. https://doi.org/10.21240/mpaed/48/2022.06.11.X.

Ossovski, Elisaweta, Michael Brinkmeier, Ann-Katrin Becker, Laura Hembrock, Daniel Kalbreyer, und Sven Klecker. 2022. «Heterogenitätsbewusste digitale Gestaltung eines Einführungsmoduls in der Informatik». Herausgegeben von Natalia Reich-Stiebert, Jennifer Raimann, Carsten Thorbrügge, und Len Ole Schäfer. MedienPädagogik: Zeitschrift für Theorie und Praxis der Medienbildung 48 (Digitalisierung als Katalysator): 170–90. https://doi.org/10.21240/mpaed/48/2022.06.14.X.

Rogas, Anja, und Marko Ott. 2022. «Denken mit Bildern: Das Potenzial digitaler Graphic Novels im Rahmen diversitätssensibler Hochschullehre». Herausgegeben von Natalia Reich-Stiebert, Jennifer Raimann, Carsten Thorbrügge, und Len Ole Schäfer. MedienPädagogik: Zeitschrift für Theorie und Praxis der Medienbildung 48 (Digitalisierung als Katalysator): 65–84. https://doi.org/10.21240/mpaed/48/2022.06.08.X.

Stoltenhoff, Ann-Kathrin. 2022. «Naturalisierung und Verengung von Heterogenität, Diversität und Inklusion im Spezialdiskurs um die Digitalisierung der Hochschullehre: Erste Ergebnisse einer rekonstruktiven Analyse». Herausgegeben von Natalia Reich-Stiebert, Jennifer Raimann, Carsten Thorbrügge, und Len Ole Schäfer. MedienPädagogik: Zeitschrift für Theorie und Praxis der Medienbildung 48 (Digitalisierung als Katalysator): 30–39. https://doi.org/10.21240/mpaed/48/2022.06.05.X.

Wehage, Heike. 2022. «Was verstehen Studierende unter Erklärvideos? Ergebnisse einer schriftlichen Befragung von Lehramtsstudierenden». Herausgegeben von Natalia Reich-Stiebert, Jennifer Raimann, Carsten Thorbrügge, und Len Ole Schäfer. MedienPädagogik: Zeitschrift für Theorie und Praxis der Medienbildung 48 (Digitalisierung als Katalysator): 94–107. https://doi.org/10.21240/mpaed/48/2022.06.10.X.

Wiepke, Axel. 2022. «Präsenzgefühl und Selbstwirksamkeitserwartung im VR-Klassenzimmer». Herausgegeben von Natalia Reich-Stiebert, Jennifer Raimann, Carsten Thorbrügge, und Len Ole Schäfer. MedienPädagogik: Zeitschrift für Theorie und Praxis der Medienbildung 48 (Digitalisierung als Katalysator): 40–51. https://doi.org/10.21240/mpaed/48/2022.06.06.X.