Abstract
Dieser Beitrag skizziert ein Verständnis zeitgenössischer Bildungsformen und -praktiken aus dem Blickwinkel der neueren deutschen Medienwissenschaft. Dabei führt er eine Reihe von Konzepten der kontinentalen Medientheorie ein. Da das Buch - sowohl als Artefakt als auch als epistemische Metapher - offensichtlich im Niedergang begriffen ist, tritt an seine Stelle nicht irgendein neues Medium, sondern eine radikal neue Art von Mediensystematik. Indem sie alle Inhalte (z. B. Musik, Film, Text) unerbittlich auf Einsen und Nullen reduziert, löscht die Digitalisierung die materiellen Eigenschaften der einzelnen Medienformen effektiv aus und lässt nur ihre konventionalisierten ästhetischen Qualitäten und Formen zurück. Der Beitrag baut auf diesen Argumenten auf und kommt zu dem Schluss, dass die symbolischen Kompetenzen, die einst den Kern jeglicher Bildung ausmachten (Lesen, Schreiben, Rechnen), zunehmend im Widerspruch zu den performativen und stilistischen Fähigkeiten stehen, die für diese neue Medienordnung unerlässlich sind.