Abstract
In einer Zeit, in der bedingt durch die strukturellen Veränderungen in den Bereichen Familie und Arbeit, aber auch durch den Rückgang staatlicher Verantwortlichkeiten, traditionelle Formen der Zugehörigkeit immer mehr an Selbstverständlichkeit verlieren, schwindet jedoch nicht in gleicher Weise auch die Sehnsucht danach, irgendwo dazu zu gehören und nicht völlig auf sich allein gestellt zu sein. Der vorliegende Beitrag setzt sich genauer mit dem Verhältnis von Medien und Gemeinschaft und entsprechenden Möglichkeiten der Modellierung auseinander. Im ersten Teil unternimmt Brigitte Hipfl einige Exkurse in verschiedene wissenschaftliche Disziplinen. Sie arbeitet den sozio-kulturellen Kontext für die Beziehung von Medien und Gemeinschaft heraus und zeigt auf, dass Medien eine lange Tradition in der Herstellung von Gemeinschaft haben und dass es sich bei diesem Thema um sehr grundlegende Fragen des menschlichen Zusammenlebens und des eigenen Selbstverständnisses handelt. Im zweiten Teil befasst sich Theo Hug mit einigen begrifflichen Aspekten der Thematik und der Pluralität an Konzepten und Verständnissen von Medien-Gemeinschaft. Er entwickelt ein Beispiel für eine Orientierungsmatrix zur Verortung spezifischer Diskursräume sowie insgesamt zehn Dimensionen, die im Zusammenhang von Charakterisierungen im Spannungsfeld von Medien und Gemeinschaften allesamt relevant sind. Diese Dimensionen werden hier nicht im Sinne einer Realdefinition, sondern als Perspektiven aufgefasst, mit denen verschiedene Beschreibungen von Medien und Gemeinschaft jeweils als Variationen sensu Nelson Goodman (1995) (re)konstruiert werden können.