Abstract
"Wenn ich als Pädagogikprofessor den Eltern in der Straßenbahn Ratschläge gebe, wie sie mit ihrem offensichtlich übermüdeten Kind umgehen sollen, dann handle ich wahrscheinlich anmaßend, aber nicht professionell, denn die Straßenbahn ist nicht der Ort meines Berufes" (Giesecke, 1997, S. 47).
Wie sieht es aber aus, wenn Bildungsfachleute die herkömmlichen berufspädagogischen Räume bewusst erweitern, indem sie auf Social-Media-Plattformen pädagogisch agieren? Anhand mehrerer Praxissituationen aus Jugendfreizeiteinrichtungen soll in diesem Beitrag der pädagogische Umgang mit Social-Media-Plattformen in der täglichen Jugendarbeit dargestellt und diskutiert werden. Die Beispiele stammen aus qualitativen Interviews, die mit pädagogischen Fachkräften der Offenen Kinder- und Jugendarbeit geführt wurden. Ein zweiter Schwerpunkt liegt auf der Wahrnehmung von Social-Media-Plattformen als pädagogische Räume. Hinsichtlich des Verhältnisses zwischen sozialen, interaktiven Aktivitäten und informativen, imagebildenden Aktivitäten zeigen die Ergebnisse ein Ungleichgewicht - weniger in der Praxis, aber deutlich spürbar in der Wahrnehmung. Diese Ergebnisse werden in Bezug auf das Konzept der performativen Räume von Löw (2016) und die Grundformen pädagogischen Handelns von Giesecke (1997) diskutiert, die auch dazu dienen, die Bedeutung der Wahrnehmung von Social-Media-Plattformen als pädagogische Räume aufzuzeigen. Neben diesen positiven Implikationen wirft der Ausblick auch ethische Fragen und Herausforderungen für das pädagogische Handeln auf.