1. Einleitung
In Zeiten der Corona-Pandemie hat sich nicht nur der Lehrbetrieb an Schulen und Hochschulen verändert, sondern auch das Konferenzwesen einschliesslich der Jahrestagung des Jungen Forums für Medien und Hochschulentwicklung (JFMH). Blickt man auf vergangene Tagungen zurück, ist festzustellen, dass das JFMH im Jahr 2020 pandemiebedingt gar nicht, im Jahr 2021 an der Fernuniversität in Hagen erzwungenermassen digital (Hesse und Steimann 2022) und im Jahr 2022 als geplante Onlineveranstaltung der Philipps-Universität Marburg (Rundnagel und Hombach 2023) stattgefunden hat. Mit dem Ausklingen der Pandemie kehrten Lehrveranstaltungen und Konferenzen langsam an die Hochschulen zurück, so auch die 11. Tagung des Jungen Forums für Medien und Hochschulentwicklung. Im Herbst 2022 stand fest: Das JFMH wird 2023 vom Team des Learning Labs (Lehrstuhl für Mediendidaktik und Wissensmanagement der Fakultät Bildungswissenschaften, Prof. Dr. Michael Kerres) der Universität Duisburg-Essen in Präsenz ausgerichtet. Schnell waren Datum und Ausrichtungsort gefunden: der 27. und 28. Juli 2023 am Campus in Essen.
Die Tagung des JFMH wird einmal im Jahr an wechselnden Standorten bzw. Hochschulen ausgerichtet. Sie steht unter der Schirmherrschaft von vier Fachgesellschaften: der Deutschen Gesellschaft für Hochschuldidaktik (dghd), der Gesellschaft für Informatik (GI, Fachgruppe Bildungstechnologien), der Gesellschaft für Medien in der Wissenschaft (GMW) und der Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaften (DGfE, Sektion Medienpädagogik). Die Tagungsausrichtung wird von Vertreter:innen der Fachgesellschaften begleitet. Jedes Jahr werden neue Ausrichter:innen der Tagung gesucht. Das JFMH versteht sich als Nachwuchstagung und richtet sich an Forschende und Lehrende sowie an alle Interessierten aus den sich teilweise überschneidenden Forschungsfeldern. Üblicherweise werden beim JFMH Projekt- und Dissertationsvorhaben präsentiert und zur Diskussion gestellt. Neben Peer-Feedback erhalten die Beitragenden im Rahmen eines mentoringbasierten Reviewverfahrens, auch Shepherding-Verfahren genannt (Bolten-Bühler und Thielsch 2022), sowohl während der Beitragseinreichung als auch während der späteren Veröffentlichung in diesem Tagungsband Rückmeldungen zu ihren Vorhaben. Neben der niederschwelligen Möglichkeit für den wissenschaftlichen Nachwuchs, eigene Initiativen in einem geschützten Rahmen zu präsentieren, steht der wissenschaftliche Austausch und das Bilden von Netzwerken im Fokus des JFMH.
Im Jahr 2023 lag der inhaltliche Schwerpunkt auf dem «Spannungsfeld der digitalen Kompetenz». Damit knüpfte das JFMH 2023 an das Thema der Vorjahrestagung, nämlich «Kompetenzen im digitalen Lehr- und Lernraum an Hochschulen», an. In diesem Jahr rückte die Kontroverse um den Kompetenzbegriff in den Vordergrund: Über welche Kompetenz(en) sollten Lernende, Lehrende und Bildungsinstitutionen im Umgang mit digitalen Medien verfügen? Was versteht man unter digitalen Kompetenzen und wie sind sie abzugrenzen von analogen Kompetenzen? Wie lassen sie sich messen und bewerten? Gibt es digitale Kompetenz(en)? So wurde also die Kernfrage beleuchtet, wie Lehrende und Lernende kompetent und souverän in einer digitalen Welt agieren können. Der wissenschaftliche Diskurs zum inhaltlichen Tagungsschwerpunkt geschah nicht nur auf der Tagung selbst, sondern findet sich auch in den Einzelbeiträgen wieder. Sechs der zehn auf der Tagung präsentierten Beiträge von Nachwuchswissenschaftler:innen wurden in Vollbeiträge überführt. Ein weiterer Beitrag ist aus einem Workshop hervorgegangen, noch ein weiterer aus der Podiumsdiskussion. Der letzte Beitrag ist ein Rückblick auf die Tagung aus Sicht des Herausgeber:innenteams. Der Tagungsband besteht folglich aus insgesamt neun Beiträgen. In Abhängigkeit vom Fortschritt des wissenschaftlichen Nachwuchses handelt es sich dabei um teils konzeptionelle, teils empirische Beiträge. Die Beiträge stammen aus unterschiedlichen Disziplinen (z. B. Informatik, Medienpädagogik), betrachten unterschiedliche Populationen (z. B. Studierende, Lehrpersonal), sind in unterschiedlichen Bildungsbereichen verortet (z. B., Erwachsenenbildung, Hochschule) und beziehen sich auf unterschiedliche digitale Möglichkeiten (z. B. E-Portfolios, Künstliche Intelligenz).
2. Beiträge in diesem Heft
Im ersten Beitrag des Tagungsbands blicken Kristian Träg, Tatjana Steinhaus und Miriam Mulders (2024) auf das JFMH 2023 an der Universität Duisburg-Essen zurück, beschreiben die Tagungsformate, berichten Ergebnisse einer Tagungsevaluation und würdigen diese Ergebnisse kritisch mit Blick auf zukünftige Tagungen.
Der Beitrag von Johannes Schäfers (2024) beschäftigt sich mit digitalen Kompetenzen von Lehrkräften berufsbildender Schulen im Umgang mit Lernmanagementsystemen und digitalen Werkzeugen. Der Autor diskutiert erste Ergebnisse einer qualitativen Befragung dieser Lehrkräfte.
Im darauffolgenden Beitrag beleuchtet Cindy Bärnreuther (2024) förderliche und hinderliche Faktoren in Bezug auf Lehrkräftefortbildungen im Bereich der digitalen Bildung. Neben einer Herausstellung der Defizite von Lehrkräften im Bereich der medienpädagogischen und -didaktischen Kompetenzen zeigt der Artikel auch Implikationen für die Ausgestaltung von Angeboten der Lehrkräfteausbildung zur Behebung dieser Defizite auf.
Maria Klar und Johannes Schleiss (2024) untersuchen in ihrem Beitrag Auswirkungen und Fragestellungen von generativen Sprachmodellen, einer Form der Künstlichen Intelligenz, in den Bereichen von Kompetenzen, Prüfungen und Lehr-Lern-Szenarien. Dabei beleuchten sie ausgewählte Kontroversen zum Thema Künstliche Intelligenz in der Bildung und tragen zur deren diskursiver Bearbeitung in der Wissenschaft bei.
Ann-Kathrin Watolla (2024) beschreibt in ihrem Beitrag die Verbindung zwischen Medienkompetenz und kommunikativer Kompetenz. Dabei diskutiert sie die Rollen, die Medien in Kommunikationsprozessen einnehmen können, und analysiert aktuelle Kompetenzmodelle und -rahmen hinsichtlich ihres zugrundeliegenden Kommunikationsverständnisses.
Micha Gittinger und Tristan Eckenbach (2024) berichten in ihrem Beitrag, wie E-Portfolios in der universitären Ausbildung von Lehramtsstudierenden bedeutsam den Erwerb digitaler Kompetenzen begleiten können. Dabei werden Eindrücke von Studierenden zur Arbeit mit E-Portfolios erfasst, präsentiert und kritisch diskutiert.
Digitalisierungsbezogene Kompetenzen von Lehramtsstudierenden thematisiert auch Björn Bulizek (2024) in seinem Beitrag. Am Beispiel der Lehramtsausbildung an der Universität Duisburg-Essen diskutiert er, wie sich solche überfachlichen und fächerübergreifenden digitalisierungsbezogenen Kompetenzen identifizieren und gezielt im Studium fördern lassen.
Auch der Beitrag von Janina Stemmer, Katherina Lampe und Sandra Terme (2024) untersucht digitale Kompetenzen, hier von Lehrkräften und Studierenden an Hochschulen. Im Beitrag wird erörtert, wie Selbstlernangebote für die Vermittlung digitaler Kompetenzen genutzt werden können.
Im letzten Beitrag diskutiert René Barth (2024) verschiedene Forschungsergebnisse zur Effektivität von Gamification in Lernangeboten im Hinblick auf das Alter und die Einstellungen der Lernenden zu Computerspielen. Dabei beschreibt er die wichtige Rolle der Zielgruppe für den gewinnbringenden Einsatz von Gamification zur Erhöhung der Motivation der Lernenden.
3. Danksagungen und Fazit
Die Autor:innen des Tagungsbandes leisten einen wichtigen Beitrag zur Debatte rund um digitale Kompetenzen. In neun spannenden konzeptionellen wie empirischen Beiträgen präsentiert der wissenschaftliche Nachwuchs eigene Forschungsvorhaben zum Tagungsthema und stellt diese zur Diskussion.
Das Herausgeber:innenteam will hier einer Vielzahl von Personen danken, ohne die das JFMH 2023 nicht hätte stattfinden können. Der Dank gilt den Vertreter:innen der Fachgesellschaften dghd, GI, GMW und DGfE für ihre tatkräftige Unterstützung bei der Tagungsumsetzung, den Mentor:innen bzw. Shepherds, die bedeutsam zur Qualität der Beiträge beigetragen haben, sowie denjenigen Wissenschaftler:innen, die in den verschiedenen Tagungsformaten ihr Wissen an den wissenschaftlichen Nachwuchs weitergegeben haben. Auch den Verantwortlichen für die vier Beiträge, die nicht in den Tagungsband aufgenommen werden konnten, soll an dieser Stelle gedankt werden.
Das Herausgeber:innenteam möchte diesen Personen namentlich danken (in alphabetischer Reihenfolge): Dr. Josef Buchner, Björn Bulizek, Katja Buntins, Dr. Carina Caruso, Sophia Donat, Lara Gerhardts, Micha Gittinger, Darya Hayit, Dr. Ulrich Hofmann-von Kap-herr, Prof. Dr. Tobias Hölterhof, Katharina Hombach, Dr. Elisabeth Kaliva, Prof. Dr. Marco Kalz, Maria Klar, Dr. Jule Krüger, Dr. Christian Krumm, David Lohner, Prof. Dr. Daniel Otto, Dr. Martin Rehm, Dr. Marc Rodemer, Dennis Schäffer, Dr. Gianna Scharnberg, Prof. Dr. Mandy Schiefner-Rohs, Johannes Schleiss, Rebecca Schmidt, Nadine Schröder, Prof. Dr. Jörg Stratmann, Prof. Dr. Sven Strickroth, Dr. Michael Striewe, Sarah Stumpf, Jan Vanvinkenroye, Stefka Weber und Jun. Prof. Dr. David Wiesche.
Ferner möchte sich das Herausgeber:innenteam bei einigen Institutionen bedanken: dem interdisziplinären Zentrum für Bildungsforschung der Universität Duisburg-Essen für die finanzielle Unterstützung und die Bereitstellung von Räumlichkeiten und Materialien, der Zeitschrift «MedienPädagogik: Zeitschrift für Theorie und Praxis der Medienbildung» und besonders Dr. Klaus Rummler sowie der Universitätsbibliothek der Universität Duisburg-Essen für die Open-Access-Förderung des Tagungsbands. Der letzte Dank sei dem Team des Learning Labs selbst gewidmet, dessen Tatkraft vor, während und nach der Tagung das JFMH 2023 überhaupt realisierbar machte.
Das nachfolgende JFMH wird am 27. und 28. Juni 2024 an der Universität Vechta unter dem Thema «Lernkulturen in der Digitalität gestalten. Potenziale, Konzepte und Praktiken» stattfinden. Das Herausgeber:innenteam freut sich auf ein Wiedersehen. Bis dahin wünschen wir allen eine spannende und erkenntnisreiche Lektüre des Tagungsbands zum JFMH 2023.
Das Herausgeber:innenteam: Dr. Miriam Mulders, Kristian Träg, Tatjana Steinhaus und Anne-Cathrin Vonarx